Lymphknotenentfernung: nervenerhaltend oder radikal?

Bei einem Nicht-Seminom nimmt der Operateur unter Umständen einen weiteren Eingriff vor, bei dem Lymphbahnen und -knoten entfernt werden. Der Umfang dieser Lymphadenektomie hängt ab vom Nachweis und der Lage von Metastasen im hinteren Bauchraum, im Retroperitoneum.

Die Ärzte müssen dabei abwägen zwischen größtmöglicher Sicherheit und den teilweise erheblichen Konsequenzen, die sich aus der weitgehenden Entfernung der Lymphknoten für den Patienten ergeben können.

Ihre Entscheidung hängt unter anderem davon ab, ob bei den Voruntersuchungen zum Beispiel im Computertomogramm vergrößerte Lymphknoten entdeckt wurden oder nicht. Sind die Lymphknoten nicht vergrößert, können die Öffnung des Bauchraumes und eine Lymphknoten-Entfernung möglicherweise unterbleiben. Allerdings sind dann sehr häufige Nachuntersuchungen erforderlich: im ersten Jahr nach der Operation alle zwei Monate, im zweiten Jahr alle drei Monate. Über die Vorteile und Risiken dieser „wait and see“ genannten Kontrollen wird der Arzt seinen Patienten eingehend informieren.

Wenn das Ärzteteam trotz gegenteiliger Befunde der Voruntersuchungen eine Metastasierung befürchtet und sich durch eine Gewebeuntersuchung Gewißheit verschaffen will, folgt auf die Hodenentfernung ein weiterer Eingriff. Dabei wird die Bauchhöhle geöffnet.

Der Operateur drängt zunächst den Dünndarm zur Seite und gelangt hierdurch in den hinteren Bauchraum des Patienten. Dort entfernt er die als Metastasengebiete in Frage kommenden Lymph-knoten. Wenn sich bei der Zelluntersuchung während der Operation keine Metastasen in den Lymphknoten finden, beschränkt sich der Operateur auf die Entfernung derjenigen Lymphknoten, die sich auf der Seite des Tumors befinden. Diese einseitige Lymphknoten-Entfernung wird als modifizierte Lymphadenektomie bezeichnet.

Werden jedoch bei der Schnellschnitt-Untersuchung während der Operation Metastasen festgestellt, so müssen in einigen Fällen mit der radikalen Lymphadenektomie alle im hinteren Bauchraum erreichbaren Lymphknoten entfernt werden. An diese Behandlung schließt sich in der Regel eine Chemotherapie an. Unterbleibt diese Zusatzbehandlung, wird der Patient unter Beoachtung gestellt.