Folgen der Lymphknotenentfernung

Für die Tumorentfernung mit modifizierter oder radikaler Lymphadenektomie und anschließender Chemotherapie sprechen die positiven Langzeitergebnisse. Selbst im Stadium II werden durch dieses Verfahren rund 95 Prozent aller Nicht-Seminome geheilt. Dieser Vorteil wird jedoch erkauft durch einige unerwünschte Folgen. Zunächst kann es wie auch bei anderen Operationen während und nach dem Eingriff Komplikationen geben, insbesondere Infektionen, Blutungen, eine vorübergehende Darmlähmung oder eine Verletzung des Harnleiters.

Zudem können nach der Entfernung von Lymphbahnen und -knoten Probleme beim Abfluß der Lymphflüssigkeit auftreten, die sich in einer Lymphansammlung im Bauch bemerkbar machen. Solche Folgen beeinträchtigen manchmal das Wohlbefinden, sind aber in der Regel medizinisch gut beherrschbar. Für den meist noch jungen Patienten ist es schwerwiegender, wenn bei der Operation Nerven verletzt werden , die in unmittelbarer Nähe der entfernten Lymphbahnen und -knoten liegen. Diese Nerven sind für die Steuerung der Emission und Ejakulation verantwortlich, das heißt dafür, daß der Samen beim Orgasmus in die hintere Harnröhre gelangt und dann über die vordere Harnröhre herausgeschleudert wird.

Die Beschädigung der Nerven bewirkt, daß der Patient entweder nur einen trockenen Orgasmus, also einen Orgasmus ohne Ejakulation, erleben kann oder daß nur noch eine retrograde Ejakulation stattfindet, bei der der Samen in die Harnblase entleert wird.

Ein 40jähriger Patient: „Als junger Mann habe ich ja meist mehrmals hintereinander mit meiner Freundin geschlafen. Beim dritten Mal kam dann meistens trotz Orgasmus gar kein Samenerguß mehr. Dieser trockene Orgasmus nach der Operat-on fühlt sich genauso an.“

Bei der modifizierten Lymphadenektomie bleibt die Ejakulationsfähigkeit in rund 70 Prozent aller Fälle erhalten. Dies bedeutet auch, daß die Patienten zeugungsfähig bleiben. Eine weitere Verbesserung der Operationstechnik, die nerven-erhaltende Lymphadenektomie, kann den Verlust der Ejakulationsfähigkeit in 100 Prozent vermeiden. Im Frühstadium der Erkrankung sollten alle Patienten auf diese Weise behandelt werden.

Die Nerven werden dazu vor Entfernung der Lymphbahnen isoliert und erhalten. Diese Technik ist auch bei der radikalen, beidseitigen Lymphadenektomie anwendbar. Auch bei größeren, bis fünf Zentimenter messenden Metastasen oder bei der Entfernung von Residualtumoren, Resttumoren, nach einer Chemotherapie bleiben in einigen Fällen die Ejakulationsnerven erhalten. In allen Fällen werden die Potenz, das heißt die Erektionsfähigkeit, das Gefühlsleben und auch die Orgasmusfähigkeit durch die Operation nicht beeinträchtigt.